Ayurveda als Welle*

*Leben im natürlichen Rhythmus

In einer Welt, die oft laut, schnell und voll ist, bietet Ayurveda einen liebevollen Gegenentwurf: das Leben als etwas Fließendes, Rhythmisches zu verstehen – wie eine Welle, die kommt und geht. Unsere Tage haben ihre Phasen (Dinacharya), genau wie die Natur ihre Jahreszeiten (Ritucharya) hat. Auch unsere Lebensphasen – Kindheit, Erwachsensein, Alter – fließen in einem natürlichen Zyklus. Und besonders wir Frauen spüren den Rhythmus monatlich ganz direkt in unserem Zyklus.

Ayurveda hilft dabei, mit der Welle zu gehen, statt gegen sie anzukämpfen.


Essen im Rhythmus

Statt Diätregeln und starren Essenszeiten zu folgen, dürfen wir wieder lernen, unsere innere Stimme zu hören. Hunger, Appetit, Verdauungskraft – auch sie kommen in Wellen.

Frage dich:

  • Wann bin ich wirklich hungrig – körperlich, nicht emotional?

  • Was braucht mein Körper gerade? Vielleicht etwas Warmes und Nährendes? Oder etwas Leichtes und Frisches?

  • Esse ich im Rhythmus der Jahreszeiten? Kaufe ich saisonale Lebensmittel?

  • Beobachte heute deinen Hunger wie eine Welle. Wann steigt er auf? Wann flacht er ab?

Ich spüre z.B., dass mein Verdauungsfeuer an warmen Tagen sanfter ist und mein Körper nach leichteren Speisen verlangt – kühlende Suppen, frisches Obst oder Pitta-ausgleichende Mahlzeiten. Wenn die Tage kühler werden, braucht mein Verdauungsfeuer mehr Anregung: Wärmende, gekochte Speisen mit kräftigen Gewürzen wie Ingwer, Kreuzkümmel und Zimt helfen dabei.

Emotionale Wellen und Ernährung

Wir alle kennen Momente, in denen wir essen, um ein Gefühl zu beruhigen – nicht den Magen. Besonders in stressigen Zeiten, wenn das luftige Vata-Prinzip dominiert, greifen wir oft zu Snacks, um innerlich Halt zu finden.

Frage dich:

  • Esse ich gerade, weil ich wirklich Hunger habe – oder weil ich mich leer, unruhig oder überfordert fühle?

  • Gibt es andere Wege, dieses Gefühl zu halten – außer mit Essen?

Essen ist nicht nur Nährstoffzufuhr – es ist Beziehung. Zu dir selbst. Zu deiner Stimmung. Zu deinem Körper. Ayurveda ist nicht statisch, sondern dynamisch. Du darfst auch mals aus der Welle geraten - und wieder zurückfinden.

Die Welle verlangt kein Festhalten. Sie lädt uns ein, mitzufließen.
Im Ayurveda geht es genau darum: Loslassen, was nicht mehr trägt. Stärken, was uns nährt. Den eigenen Rhythmus wieder spüren, statt ihn zu übergehen.

So fließt du mit der Welle

  • Spüre vor dem Essen kurz in dich hinein
    Wie fühlt sich dein Bauch an? Ist dein Verdauungsfeuer lebendig und klar, oder eher schwach und träge? Fühle, ob dein Körper bereit ist, Nahrung aufzunehmen.

  • Beobachte, wie sich dein Appetit über den Tag verändert
    Vielleicht hast du morgens wenig Hunger, aber am späten Vormittag ein klares Signal.

  • Richte deine Mahlzeiten nach der Jahreszeit aus
    Im Sommer sind kühlende, saftige Lebensmittel wohltuend. Im Winter dürfen es wärmende, gekochte Gerichte sein.

  • Halte dich nicht an starren Regeln – sondern an deine Bedürfnisse
    Jeder Tag ist anders, und dein Körper zeigt dir, was er braucht.

  • Iss langsam und bewusst

  • Reflektiere abends deinen Tag
    Notiere deine Gedanken, um deinen Rhythmus besser zu verstehen

  • Vermeide emotionales Essen
    finde alternative Wege zur Beruhigung (z.B. Schreiben, Spaziergang…)

Die Welle steht für Bewegung, Veränderung, ein natürliches Schwanken. Ayurveda hilft dabei, diese Wellen zu erkennen, anzunehmen und mit ihnen zu fließen.

Es ist die Kunst, mit dir selbst im Gespräch zu sein.
Die Welle trägt dich – wenn du ihr vertraust.
Hör hin. Spür nach. Geh mit ihr.

Alles Liebe, Claudia.


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Die Symbolik des Kreises